„Der Weg zur Freiheit ist nicht der Weg von einem System zum anderen, sondern er führt in die offenen Räume unendlicher möglicher Zukünfte, von denen stets einige mit anderen konkurrieren. Ihre Konkurrenz macht Geschichte. Der Kampf der Systeme ist eine illiberale Abirrung. Um die These auf das Äußerste zuzuspitzen: Wenn der Kapitalismus ein System ist, dann müssen wir ihn ebenso hart bekämpfen, wie der Kommunismus bekämpft werden mußte. Alle Systeme bedeuten Knechtschaft, einschließlich des ,natürlichen‘ Systems einer totalen ,Ordnung des Marktes‘, in der niemand mehr irgend etwas zu tun braucht, außer die Spielregeln zu beachten, die eine mysteriöse Sekte von Wirtschaftsberatern erfunden hat.“ Das stellte der Soziologe, Philosoph und Politiker Ralf Dahrendorf, der in aller Welt vor allem als Vordenker eines modernen Liberalismus höchstes Ansehen genießt, in seinen Betrachtungen über die Revolution in Europa (Stuttgart, 1990, Seite 40) fest. Er ist am 17. Juni 2009 gestorben. Jürgen Habermas, sein intellektueller Freund und Widersacher, nennt ihn „den entschiedensten und weitsichtigsten Geist unserer Generation“. Dahrendorf hat auch für MUT geschrieben. Hier wie überall in der intellektuellen Debatte werden wir seine Stimme schmerzlich vermissen.