Liberale Philosophie

Liberalismus und Individualität ist von jeher ein Thema gewesen, das in der unterschiedlichsten Art und Weise aufgefaßt wurde. Erst in unserem Jahrhundert setzt sich ein Denken durch, das die gesamtgesellschaftliche Verantwortung und den individuellen Freiheitsanspruch des einzelnen miteinander verbindet und nicht einen Widerspruch zwischen den beiden Bereichen konstruiert; erst seit Friedrich Naumann bat sich der Liberalismus aus der verengten Perspektive des individuellen Lebensbegriffes gelöst und die soziale Verpflichtung des einzelnen als Bedingung der Möglichkeit persönlicher Freiheit interpretiert.

Der Liberalismus war zwar stets eine politische Weltanschauung, jedoch haben sich bis in die Gegenwart immer wieder liberale Denker von der politischen Dimension ihrer Theorie zu lösen und eine rein individual-philosophische Ethik zu entwickeln versucht. Ein deutliches Beispiel dafür, das noch im politischen Raum verankert is~ · zeigt sich in der nach der französischen Revolution in Deutschland auftretenden Unterscheidung zwischen Liberalen und Demokraten. Was uns heute notwendig, ja selbstverständlich erscheint, Liberalismus und Demokratie nämlich als zusammengehörig zu verstehen, war zu Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts in den Zeitschriften und Publikationen durchaus keine Selbstverständlichkeit. Die damalige Opposition, die von den Ideen des Liberalismus, den Forderungen nach Freiheit von der Feudalherrschaft und Freiheit der Meinungsäußerung geprägt war, ließ sich deutlich in zwei Richtungen trennen: in die eine, der es um die Freiheit aller Menschen ging – die demokratische – und die andere, der es lediglich um die Freiheit der bürgerlichen Klasse zu tun war – die »liberale«.

Wie in Frankreich machten sich die Liberalen auch in Deutschland zu Sprechern der gesamten Bevölkerung, also auch der privileg- und besitzlosen .Unterschichten, obwohl sie objektiv nur die Interessen des Besitzbürgertums vertraten. Die Demokraten hingegen, oft auch »Jakobiner« genannt, weil sie sich in vielen Städten Deutschlands zu sogenannten »Jakobinerclubs« zusammenschlossen, forderten Teilhabe aller Schichten an der Staatsmacht und propagierten, vom Beispiel Frankreichs angesteckt, die Revolution, um dieses Ziel zu erreichen. Was sich hier bei den Liber’alen noch als gruppenspezifischer Egoismus, also dem demokratischen Prinzip widersprechend entlarven . läßt, sollte sich später in einzelnen Fällen als Perversion des Liberalismus entwickeln, wie noch zu zeigen sein wird.

Die beiden oben skizzierten Richtungen setzten sich bis zur »Revolution« von 1848 fort, wobei die Demokraten von den Herrschenden gnadenlos verfolgt wurden, man jedoch mit den Liberalen durchaus hin und wieder einen Kompromiß, meist einen faulen, zu schließen bereit war. Nach dem Scheitern der Paulskirchenversammlung setzte sich der Liberalismus als klassenbezogene Interessenpolitik bei den Nationalliberalen unter Bennigsen und Bassermann fort, nur wenige der Demokraten engagierten sich in der Fortschrittspartei, einige gingen zu den Sozialisten und Kommunisten; die meisten aber resignierten und zogen sich zurück, verfolgten den Liberalismus nur als privates Lebensprinzip weiter.

Diese Tendenz läßt sich vor allem bei den Philosophen des 19., Jahrhunderts feststellen. Nachdem zunächst, noch zu Lebzeiten Hegels, eine Gruppe seiner Schüler sich gegen ihren Lehrer wandte und flammende republikanische Schriften verfaßte, z. B. der spätere Nationalliberale Bruno Bauer und der spätere Individual-Philosoph Max Stirner, wurde es bald still um diesen Kreis, nachdem er von der preußischen Herrschaft verfolgt und politisch isoliert war. Lediglich einer aus dieser Gruppe konnte sich weltweite Geltung verschaffen, jedoch geriet auch er in eine Position des pervertierten Liberalismus: Karl Marx.

Ein besonderes Beispiel für die Resignation der damaligen liberalen Linken in der Politik und ihre Hinwendung zum privaten Individualismus bildet der erwähnte Max Stirner, dessen Resignation zu dem heute zu Unrecht nahezu vergessenen Werk »Der Einzige und sein Eigentum« und zu Sätzen wie »Mir geht nichts über Mich« führte.

Während sich die liberalen Politiker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mühten, dem Liberalismus zu Macht und Ansehen zu verhelfen – freilich ohne dabei an einem Strang zu ziehen –, wandte sich die Philosophie ab von der kantischen Schule des Deutschen Idealismus und hin zu einer verinnerlichten Form idealistischer Ethik, der sogenannten Lebensphilosophie, deren berühmtester Vertreter Friedrich Nietzsche wurde. Die moralischen Kategorien Kants, die im kategorischen Imperativ kulminieren, wurden von Nietzsche als untauglich zur Gestaltung seiner Vorstellung von menschlicher Gemeinschaft gegeißelt. Die unbestechlich schonungslose Analyse, durch die er die von abendländischer Kultur und Christentum geprägte Gesellschaft als heuchlerisch und moralisch entlarvte, führte ihn zu einer Vision der Gesellschaftserneuerung, die für Politiker wenig hilfreich war. So wurde durch diese Entwicklung philosophischer Theorie den Intellektuellen der Weg m die private Individualsphäre gewiesen, eine fatale Parallele zum preußischen Biedermeier und seinen Spitzendeckchen.

Die liberalen Parteien konnten, obwohl sich in ihren Reihen viele anerkannte Wissenschaftler befanden, keine eigene, auf positive Hinwendung zur gesellschaftlichen Veränderung basierende Theorie entwickeln, sie fanden erst durch Friedrich Naumann eine der Verinnerlichungstendenz Einhalt gebietende Strategie.

Der exponierteste Vertreter einer Individual-Philosophie, die sich von den Normen und Werten der Gesellschaft zugunsten der ausschließlich nach individuellen Gesetzen bestimmten Persönlichkeit abwendet, ist der 1918 in Straßburg verstorbene Georg Simmel. Hans Blumenberg, der Münsteraner Philosophie-Professor, nennt Simmels Hauptwerk, die »Philosophie des Geldes«, eines der bedeutendsten Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts.

Bezeichnend ist, daß Simmel sich mit den modernen Formen der »Vergesellschaftung« beschäftigte und dadurch der eigentliche Begründer der wissenschaftlichen Soziologie wurde. Die menschlichen Interaktionen erscheinen ihm als rein funktional bestimmte gesellschaftliche Notwendigkeiten, die die Persönlichkeit des Menschen immer mehr aus ihrer Verflochtenheit mit der Umwelt eliminieren. Der Mensch wird, was sein gesellschaftliches Handeln angeht, als rein quantitative Größe definierbar. Simmel sieht, wie Bergson, in der Wirklichkeit der Wissenschaft, die die Gesellschaft organisiert, ein Zweckgebilde des Vorstellens, das seelisches Erleben nicht adäquat ausdrücken kann. Für das seelische Erleben des Individuums jedoch liefert diese zur reinen Funktionalität erstarrte gesellschaftliche Wirklichkeit ein immer differenzierteres Material, dessen der einzelne sich zur persönlichen Entfaltung bedienen kann. Indem der Mensch seine »Substanz« immer mehr, ja nahezu vollkommen aus der gesellschaftlichen Interaktion zurückzieht, gewinnt er eine individuell um so größere Freiheit. Für Simmel bedeutet das im Sinne Nietzsche’scher Philosophie die Chance, zu einer qualitativen Ausformung der Persönlichkeit zu gelangen, die zur einsamen Größe des Genies führen kann.

Diese Ansicht durchzieht die Werke Simmels und gelangt zur deutlichsten Artikulation in seinem Spätwerk, vor allem in dem Essay »Das individuelle Gesetz«. Er stellt den vierten Teil des 1918 in München und Leipzig erschienenen Buches »Lebensanschauung. Vier metaphysische Kapitel« dar. Simmel setzt sich darin vor allem mit dem kategorischen Imperativ Kants, dem Allgemeinen Gesetz, das die moralische Maxime für das Handeln des einzelnen formuliert, auseinander Als Gegensatz zu diesem bis heute für den Liberalismus verbindlichen Ausdruck der moralischen Verpflichtung entwirft Simmel sein »Individuelles Gesetz«: Nicht einem für alle Menschen gleichermaßen gültigen Gesetz ist seiner Ansicht nach der einzelne verpflichtet, sondern als adäquate Entsprechung seiner Individualität einem individuellen Gesetz, das den Ausdruck der persönlichen Lebenskontinuität darstellt. Er ist dabei ganz auf sich selbst zurückgewiesen, von der Umwelt kann er keine gültigen Wertmaßstäbe erwarten. Simmel spricht von der »qualitativen Einsamkeit des persönlichen Lebens«. Der substanziellen Qualität kommt gegenüber der funktionalen Quantität, die die Organisation der Gesellschaft bestimmt, in jeder Beziehung Priorität zu.

Die Kritik Simmels am kategorischen Imperativ findet ihren zentralen Ansatzpunkt in seiner Meinung, durch die nivellierende Funktion eines allgemeinen Gesetzes für die Handlungen des Individuums hebe es die Freiheit des einzelnen auf: »Der kategorische Imperativ hebt … die Freiheit auf, weil er die einheitliche Totalität des Lebens aufhebt, zugunsten der atomisierten Taten, die und deren Wertung nach einem begrifflichen System das Leben unter sich beugen, ihm seine, d. h. ihre Bedeutung bestimmen«.

Die Totalität des Lebens also ist es, die ausschlaggebend sein soll für die Gesetzlichkeit menschlichen Handelns. Da jede Lebenstotalität aber einmalig ist, so kann auch jedes Gesetz nur einmalig sein und nicht unter ein allgemein verbindliches begriffliches System gebeugt werden. Fatale Voraussetzung und Folge einer solchen Ansicht ist, daß die Motivation und Interpretation für das Handeln des einzelnen objektiv nicht mehr darstellbar, höchstens subjektiv nachzuempfinden ist. Da sich für Simmel Rationales und Irrationales bei der Determination menschlicher Aktivität stets miteinander vermischen, ja, das Irrationale eigentlich die höhere Qualität darstellt, ist jede allgemeingültige Möglichkeit von Vermittlung persönlicher Ansichten, Einsichten etc. nahezu ausgeschlossen. Die Vereinsamung des Individuums ist vollkommen.

Man sollte jedoch niemals die für Simmel ausschlaggebende Voraussetzung für das Erreichen einer solchen qualitativen Einsamkeit vergessen: Die optimale Organisation gesellschaftlichen Lebens nach den Gesetzen von Maß und Zahl. In seiner »Philosophie des Geldes«, 18 Jahre vor dem »Individuellen Gesetz« erschienen, beschreibt Simmel schon daß die größtmögliche Freiheit des Individuums im oben beschriebenen Sinne nur dann möglich werden kann, wenn die »Formen der Vergesellschaftung« auf rein quantitativ darstellbare Beziehungen reduziert worden sind.

Ein vollkommendes Abbild eines solchen Zustandes findet er in der Geldwirtschaft, die, von jeder Substanz entleert, on des quantitativen Messens wahrnimmt. Daß dabei des öfteren der Mittelcharakter des Geldes, nämlich eine größerere individuelle Freiheit zu ermöglichen, gar nicht gesehen, sondern das Geld immer wieder als Selbstzweck betrachtet wird, ist für Simmel ein Zeichen dafür, daß viele Menschen der Aufgabe, die qualitative Ausformung ihrer Persönlichkeit mit Hilfe einer rein quantitativ organisierten Gesellschaft zu vervollkommnen, nicht gewachsen sind. Sie verlieren ihre Persönlichkeit und gerinnen zu einer unpersönlichen Masse.

Diese Gefahr stellt den »Revers« einer von Simmel insgesamt positiv beurteilten Situation dar. Jedoch läßt sich diese »Kehrseite der Medaille« nach seiner Meinung nicht vermeiden. Sie bildet vielmehr die Voraussetzung dafür, daß die einzelne Qualität eben als einsame, vereinzelte an einem Individuum auftritt, das sich von den funktional denkenden, in quantitative Maße der Wissenschaft eingebundenen »Menschen der Gesellschaft« unterscheidet.

Wenn Simmel sich mit dieser Ansicht vor allem von Kant absetzen will, so beruht das zum Teil auf einer falschen Interpretation der kantischen Moralphilosophie. Simmel versteht den kantischen Begriff des allgemeinen Gesetzes als Gegensatz zur Wirklichkeit, als Ideal, das der Realität entgegensteht. Es ist sicherlich richtig, daß bei Kant das moralische Sollen als Ideal zu verstehen ist, als ein anzustrebendes, aber nur in einem unendlichen Prozeß erreichbares, jedoch bildet es nicht den absoluten Gegensatz zur jeweiligen Wirklichkeit, sondern ist in vielen beispielhaften Situationen auf darstellbare Weise zu einem Teil verwirklicht.

Lediglich die Ansicht Simmels, das Allgemeine Gesetz »atomisiere« das individuelle Leben, es nehme einen Einzelaspekt aus dem gesamten Leben heraus und betrachte ihn isoliert, während er doch tatsächlich der gerade sichtbare Ausdruck des gesamten individuellen Lebens und von daher einem allgemeinen Gesetz inkommensurabel ist, steht tatsächlich in einem schroffen Gegensatz zum kantischen Denken. Und dieser Gegensatz beruht eben darauf, daß Simmels Philosophie allgemeingültige Bewertungen nicht zuläßt, während sie für Kant Bedingung der Möglichkeit friedlichen menschlichen Zusammenlebens sind.

In einem deutlichen und absolut unbestreitbaren Gegensatz steht das »Individuelle Gesetz« Simmels aber zur Philosophie von Marx: Für Marx ist das jeweilige Individuum nichts anderes als das »Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse«, und genau das ist es für Simmel nicht. Zwar bildet für Simmel jede einzelne »Konfiguration des Lebens«, also jedes Individuums das »Leben in seiner Gesamtheit« ab, aber das Leben ist für Simmel nicht identisch mit gesellschaftlichen Verhältnissen. Sie stellen einen rational darstellbaren, nach quantitativen Gesetzen organisierten Teil des Lebens dar dessen Sinn sich darin erschöpft, eine »qualitative Ausformung des Individuums« und eine größere persönliche Freiheit zu ermöglichen; eine eigene Qualität besitzen sie nicht, höchstens eine falsch verstandene, wenn quantitative Strukturen wie beim Geld als Selbstzweck angesehen werden.

Wie die Position von Marx aber das eine Extrem darstellt, so wird das andere durch die Simmels bezogen: Auf der einen Seite das Individuum als »Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse«, auf der anderen der substanziell von der Gesellschaft nahezu total losgelöste einzelne. Man sieht deutlich, daß weder die eine noch die andere Position mit den Überzeugungen eines sozialen Liberalismus vereinbar ist. Was sich schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Resignation vor den politisch-sozialen Forderungen bei Philosophen wie Max Stirner vollzog, die Hinwendung zur privaten Welt, der Rückzug aus der Gesellschaft wird von Simmel als Notwendigkeit zur Erlangung größtmöglicher individueller Freiheit »wissenschaftlich« zu begründen versucht. Das gesellschaftliche Leben erstarrt zu einer reinen Hilfskonstruktion und verliert völlig seinen Eigenwert. Nur angesichts einer großen Enttäuschung, wie sie Nietzsche z. B. zu seiner Gesellschaftsverurteilung veranlaßte, kann ein Philosoph eine solche Position beziehen. Die Enttäuschung aber ist bei Simmel wohl darin zu sehen, daß er der Gesellschaft seiner Zeit, um die Jahrhundertwende also, keinen besonderen Wert beimaß, daß er die Möglichkeiten zu einer »qualitativen Ausformung« der Gesellschaft nicht entdecken konnte. Der Rückzug in die Individualität schien ihm die letzte Möglichkeit zur Verwirklichung qualitativer Vorstellungen. Was aus dem liberalen Anliegen nach Freiheit des einzelnen geboren war, gerät bei Simmel zur Perversion des Liberalismus. Denn dieser Schluß stellt mit Sicherheit keine »Lösung« dar, die ein Liberaler bejahen könnte. Spätestens seit Kant ist es in der Tradition des Liberalismus Bedingung der Möglichkeit individueller Freiheit, die Pflichten des einzelnen im gesellschaftlichen Zusammenleben mit einem ebenso qualitativ gemeinten Wert zu belegen, wie die Ausgestaltung des privaten Bereichs.

Die Tatsache, daß der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist, wird allein schon dadurch deutlich, daß er nur im zusammenwirken mit anderen wirklich große Leistungen zu vollbringen, die Verhältnisse human zu gestalten vermag, mögen auch – und auch das ist umstritten – die großen Ideen, auf denen alle Entwicklung der Menschheit beruht, jeweils von einzelnen Menschen geboren worden sein. Der moderne soziale Liberalismus versteht die Gesellschaft in all ihren Erscheinungsformen als qualitatives Ganzes, in dessen Mitte das Individuum steht. Beide sind aufeinander angewiesen: Die Qualität der Gesellschaft bestimmt die mögliche Qualität individuellen Lebens und umgekehrt. Der Begriff »Lebensqualität«, der beide Bereiche umfaßt, bringt diese Verflochtenheit deutlich zum Ausdruck.

Daß die Liberalen ein solches dialektisches Verhältnis nicht immer so gesehen haben, wie es ihre Theorie eigentlich vorschreibt, habe ich darzustellen versucht. Erst seit der Begriff des sozialen Liberalismus zur Verdeutlichung der Verpflichtung des einzelnen für die Gesellschaft geprägt wurde, konnte man sich auch programmatisch vom Mißverständnis eines nur individuell verstandenen Liberalismus lösen. Aber immer wieder wird den Liberalen die Gefahr drohen, von ihren Kritikern als gesellschaftsfeindlich und »unsozial« geziehen zu werden. Karl Jaspers hat diese Fehlinterpretation des Liberalismus prägnant formuliert:

»Man wendet sich gegen den Liberalismus, sieht nur dessen Erstarrung im Gehenlassen und im äußerlichen Fortschrittsglauben, nicht die tiefe Kraft der Liberalität. Man wendet sich gegen die Toleranz als herzlose Gleichgültigkeit der Glaubenslosen und sieht nicht die universale menschliche Kommunikationsbereitschaft. Kurz, man verwirft unseren Grund von Menschenwürde, Erkennenkönnen, Freiheit und rät zum geistigen Selbstmord der philosophischen Existenz.«

Philosophen wie Georg Simmel tragen dazu bei, Begriffe wie Einheit und Individualität, die für den Liberalismus eine zentrale Bedeutung haben, im Bewußtsein der intellektuellen Öffentlichkeit im falschen Lichte erscheinen zu lassen. Es ist geboten, ihre Positionen im Sinne eines sozial verpflichteten Liberalismus kritisch zu untersuchen und sie als Irrwege zu entlarven.