Schöne Tage in Berlin

Es ist sonnenklar:
Immer gilt nur das,
was wir selber machen.
Der Westen
ist keineswegs golden.
Es sei denn
im Lichte östlicher Sonne.

Die Gestirne der Freiheit
ziehen ihre Bahnen.
Ihr Zenit steht zuoberst des Laufsteges
Friedrichstraße.

Why don’t you call me lightning?
Beim Tanz auf dem
erloschenen Vulkan
des Viermächtestatuts.
Die Kulisse:
Ein dornengekrönter Moloch aus Stein,
besetzt mit rubinroten Graffiti
in internationalem Englisch.

Union Jack, Trikolore, Stars and Stripes,
Hammer und Sichel.
Ein Kostüm für Pink Floyd
so gut wie für die Puhdies.
Friedrich Schröder-Sonnenstern
bedient die Lichtorgel.
Made in Nippon,
installiert auf dem Alexanderplatz
mit staatlicher Genehmigung.

Nicht die Currywurst,
auch nicht das Schmalzbrot,
die rot-weiße Plastik-Kultur
von Mac Donalds
lockt die Kostgänger der Straße.
Jenseits der Gürtellinie
beginnt die Peep-Show
den Puff zu verdrängen.

Anachronismen sind nicht zu vermelden.
Ins Bild
passen auch die berittenen Soldaten.
Und die kleinen Trabant-Busse,
in denen Menschen sitzen,
die weder nach links
noch nach rechts blicken.

Was es bedeutet, im Bild zu bleiben,
ohne im Bilde zu sein,
lernen wir nicht so schnell.
Auch nicht in der kleinen Kneipe,
über die wir später im Bekanntenkreis Lügen verbreiten werden.
Als ob wir Linoleum
und Kaffee-Ersatz
im eigenen Hause schätzen würden.

Es ist sonnenklar:
Immer gilt nur das Vexierbild
unserer Gedanken.
Maria Regina Martyrum
zeigen wir den Touristen,
weil die sonst ja doch nichts begreifen.
Die Sonne bedarf nicht
der Interpretation dessen,
den sie wärmt.